Push & Pull

Push & Pull

Wir bekommen oft Fragen zur Push und Pullentwicklung zugesendet.

Das Thema wurde über viele Jahre auf der Rückseite unseres Kataloges behandelt, ist aber offenbar wieder aktuell geworden.

Pushen und Pullen bedeutet, dass man einen Film entgegen der vom Hersteller ermittelten ISO/DIN Empfindlichkeit belichtet und entsprechend angepasst entwickelt.

Beim Pushen belichtet man den Film unter und entwickelt länger, beim Pullen über und kürzer.

Das Resultat ist eine der Belichtungssituation möglichst noch angepasste Grauwertkurve, die jedoch einige Abstriche fordert.

Die mittleren Grauwerte werden angepasst aber Schatten sind beim pushen vermindert gezeichnet außer das Motiv erlaubt dieses (kotnrastarme Motive).

Pullen hingegen erhöht fast immer den Kontrastumfang und macht auch kontrastreiche Szenen kopierbar.

Insofern sind Pushen und Pullen als gezielte Kontrastbeeinflussung etwas anderes als Empfindlichkeitssteigernde Entwicklungsverfahren. Dort versucht man gezielt die unterbelichteten Partien anzuheben (durch forciertere Entwicklung in denselben im Vergleich zu den Lichterpartien). Beispiele hierfür sind z.B. die Standentwicklung oder die Hochtemperaturentwicklung mit abklingender Kynetik. Das letztere Verfahren wenden wir z.B. beim CMS 20 an um die Empfindlichkeit zu steigern.

Nach einer angepassten Push-Pull- Entwicklung, erhält man bei über- oder unterbelichteten Filmen wieder kopierbare Negative die im mittleren Verlauf der Belichtungskurve (dem bildbestimmenden Teil) einen regulär printbaren Gamma von ca. 0,65 bis 0,7 hat.

Es gibt verschiedene Gründe warum man Pushed oder Pulled. Der wohl häufigste ist der, dass man sich entweder bei der Belichtung vertan hat oder nicht den passenden Film (und dann i.d.R. einen zu wenig empfindlichen) dabei hatte.

Seltener aber spannender ist die gezielte Kontrastbeeinflussung um den Film auf eine gegebene Motivkontrastsituation optimal einzustellen.

Hier sind wir nur noch eine Stufe von Ansel Adam´s Zonensystem entfernt.

Pushed man einen Film (gezielte Unterbelichtung kombiniert mit Überentwicklung) so werden kontrastärmere Motive (Steine im Nebel) gezielt korrigiert.

Pulled man einen Film (gezielte Überbelichtung kombiniert mit Unterentwicklung) so werden kontrastreiche Motive (Fischmarkt in Griechenland um 12 Uhr Mittags in der prallen Sonne) gezielt in den printbaren Bereich herunterskaliert.

Hier die Faustregeln:

Pro Blende Unter-/oder Überbelichtung korrigiere man die Entwicklungszeit um 1/3 (=Faktor 1,33).

Aus 10 Minuten Entwicklungszeit werden also beim Push + 1 (1 Blende unterbelichtet) 13 Minuten und beim

Pull -1 7,5 Minuten.

Diese Faktoren sind auch nur der erste Startwert und bedürfen ggf. der Anpassung.

Die Faktoren werden multipliziert. 1,333 x 1,333  = 1,778 ist dann der Faktor für 2 Blenden (nicht 1,666).

Hersteller geben keine festen push- oder pull- Zeiten an, da man bemüht ist die Verwirrung klein zu halten. Herstellerangabe sind ja i.d.R. als Startwert für die Neueinsteiger gedacht. Hersteller betrachten abweichende Verfahren als “unstandard” (aus dem Englischen). Es wäre schwierig feste Zeiten vorzugeben, da jede Abweichung des photografischen Systems aus der Mitte heraus, die Reserven desselbven schmälert und zwangsläufig genaueres Arbeiten voraussetzt (bei der Belichtung und bei der Entwicklung). Daher sollte man nicht ins Blaue hinein Pushen oder Pullen, sondern sich Zeit lassen erst einmal mit einem Film zu üben.